Heiner Gerbracht: Energiesparen auf Grundlage detaillierter Verbräuche

Georgsmarienhütte – Je 10 % für Fritzbox, Kühlschrank sowie Herd mit Backofen. Der Energieberater Heiner Gerbracht hat alle seine Stromverbräuche detailliert berechnet, um konkrete Einsparungen vornehmen zu können. Über die Möglichkeiten, bei den steigenden Preisen für Strom und Wärme gut über den Winter zu kommen, sprach er jetzt beim Grünen-Treffen.

Überprüft werden sollte, was nachts unbedingt laufen müsse, riet Gerbracht. Gerade unscheinbare Verbraucher mit langen Laufzeiten wie Pumpen schlügen stark zu Buche. Ein Kühlschrank brauche je nach Größe und Alter zwischen 60 und 300 kWh im Jahr, ähnlich wie eine Fritzbox. „Das sind für jedes Gerät schnell mal 100 Euro im Jahr“, mahnt der Energieexperte.

Besonders bei der Heizungsregelung gebe es häufig ein großes Potential fürs Energiesparen. Viele Heizungen liefen nach dem Motto: Vollgas geben und dann mit der Bremse regulieren. Das sei falsch! „Es lohnt, sich die Betriebsanleitung der Regelung genau anzuschauen und das Gerät besser einzustellen“ betonte Gerbracht. Evtl. sei eine neue Regelung vom Profi notwendig, bei deren Einstellung man sich alles genau erklären lassen sollte.

Solarenergie mit Stromspeicher und Wärmepumpe

„Das Wichtigste ist Sonnenenergie vom Dach“, so Gerbracht. Damit könne man dauerhaft den größten Teil seines Stroms selbst erzeugen, besonders wenn ein Stromspeicher die Nacht überbrücke, am besten mit einer solarstrombetriebenen Wärmepumpe, die derzeit allerdings völlig überteuert und kaum lieferbar seien. Hier könne eine auf Wärme optimierte Klimaanlage hilfreich sein.

Siedlungs-PV mit rücklaufendem Zähler

Als wesentlich günstiger –auch volkswirtschaftlich- benennt Gerbracht folgende Lösung: „Jeder baut sich Solarmodule aufs Dach und bekommt einen rücklaufenden Zähler. Nur am Transformator, der eine Siedlung versorgt, steht ein großer Stromspeicher, der für den Ausgleich dient“. Es sei doch nicht sinnvoll, seinen Strom im Keller zu speichern, während der Nachbar gerade viel Strom benötige. Technisch sei das einfach umsetzbar, aber politisch derzeit unmöglich. In Holland gebe es solche Lösungen, Deutschland sei hier rückständig.

Ein großes Potential bieten nach Auffassung von Gerbracht Solardächer für Parkplätze. So könnten diese bereits versiegelten Flächen doppelt genutzt werden. Hier kann nach Auffassung der Grünen das Kreishaus Schölerberg mit gutem Beispiel vorangehen. Solargartenzäune böten weitere Chancen, jahrzehntelang Sonnenenergie zu ernten.

Agri-PV

Befürwortet wurde von Gerbracht die Errichtung von Agri-PV-Anlagen, wie aktuell von Edeka-Dütmann in Oesede beantragt, die nach Aufständerung weiterhin Landwirtschaft zulasse. „Solche Projekte sollten nicht drei Jahre bis zu einem stadtweiten Plan warten müssen, sondern angesichts des von Putin verursachten Energienotstandes möglichst bald ans Netz gehen können“, forderte Gerbracht.

Abschaltparty AKW Lingen

Die Kühltürme des Atomkraftwerkes Lingen nach dessen Abschaltung mit Solarmodulen zu versehen, hat Gerbracht den Betreibern vorgeschlagen. „Und drinnen „power to gas“, oben drauf eine Aussichtsplattform mit Restaurant und Bungee-Springen“, so die Ideen des Energie-Pioniers. Eine Antwort der RWE AG liege ihm bisher noch nicht vor. Der Oberbürgermeister von Lingen habe sich allerdings schon positiv dazu geäußert.

Obwohl die schon vorbereitete Abschaltparty wohl von Silvester auf Mitte April verschoben werden muss, setzen die Georgsmarienhütter Grünen auf konsequente Anwendung der Rechtsaufsicht für den vorgesehenen Streckbetrieb. Schließlich liege die Verantwortung möglicherweise bald in der Hand eines niedersächsischen Ministers aus den Reihen der Grünen, der dann alle Sicherheitsbestimmungen abfordern und deren Einhaltung überwachen müsse.